In einem Sketch von Loriot möchte die Frau ihren Mann fortwährend zu Tätigkeiten animieren. Dabei will der arme Kerl doch "einfach nur hier sitzen" und muss sich dafür auch noch rechtfertigen. In einem Ferienhaus im Winter in Thy muss man das nicht. Man kann einfach nur in Ruhe sitzen und nichts machen. Und weil eine ganze Woche das schlechteste Wetter herrscht, dass meine Frau und ich jemals in einem Urlaub erlebt haben, bringen wir gegenseitig das größte Verständnis für unsere behagliche Muße auf - ganz ohne schlechtes Gewissen.
Bei Loriot insistiert die Frau mit Penetranz: "Es könnte ja nicht schaden, wenn du einmal spazieren gingest!". Uns muss das niemand sagen. Trotz oder gerade aufgrund dieses dauernden Schietwetters erwächst auf eine ganz natürliche, sanfte und maßvolle Weise die Lust aufs Rausgehen . Alle paar Stunden checken wir die Sattelitenbilder und regen uns, sobald eine Wetterberuhigung Frischluftaktivitäten zulässt. Eine Regenpause oder gar eine angekündigte Sonnenstunde könnte zu gehetzten Aktivismus verführen. Doch kennen wir die Gegend beim mittlerweile siebten Urlaub hier oben zu gut, um uns aus der Ruhe bringen zu lassen. Wir wissen wann man nicht trödeln darf und welches eigentlich schlechte Wetter sich an welchen Orten trotzdem lohnt. Und da brauchbares Wetter und Fotolicht hier gegenüber von Schottland so flüchtig sind wie Sternschnuppen am Nachthimmel, geht man öfters trotzdem raus und genießt jeden Moment umso intensiver.
Und dann, nach drei Tagen Dauergrau, schien eine Stunde früher als prognostiziert am Dienstagmorgen plötzlich die Sonne zum Küchenfenster herein.