Jan15

Hörnum Odde: Der Untergang - Teil 1

Wer erinnert sich noch an die Hörnumer Odde?

Die ausgedehnten Spaziergänge um die weit ins Meer ragende Landzunge sind legendär.

Lest hier den ersten Teil der Geschichte ihres Untergangs und spaziert noch einmal mit historischen Erinnerungsbildern um die einstige Südspitze Sylts.

Die Tetrapoden funktionieren als Wellenbrecher. Die Brandung wird gebrochen und schafft es damit nicht bis an die Dünen.
Die Tetrapoden funktionieren als Wellenbrecher. Die Brandung wird gebrochen und schafft es damit nicht bis an die Dünen.

Der "Blanke Hans" nagt

Am zweiten Tag des Jahres 2015 fegte ein Sturm über Sylt.

Eigentlich nichts Besonderes, weil der Westwind nicht stark genug tobte, um die Wogen der Nordsee zu einem ernsthaften Angriff auf das Land zu türmen - hatte man gedacht!

Tatsächlich nagte der "Blanke Hans" unerwartet heftig an den Dünen der Hörnumer Odde, riss Meter für Meter in seinen tosenden Schlund aus Strudel und Gischt. So etwas geschah sonst nur bei stärkeren, länger anhaltenden Stürmen oder in Verbindung mit einer Springflut.

Warum aber jetzt?

Januar 2015: Der Blanke Hans nagt. Bei Sturm aus Südwest peitschten die Wellen über den Strand direkt gegen die Dünen. Die Spaziergänger im Hintergrund trampeln verbotener Weise über die Dünen, womit sie ihnen schaden, was aber irgendwann auch egal ist.
Januar 2015: Der Blanke Hans nagt. Bei Sturm aus Südwest peitschten die Wellen über den Strand direkt gegen die Dünen. Die Spaziergänger im Hintergrund trampeln verbotener Weise über die Dünen, womit sie ihnen schaden, was aber irgendwann auch egal ist.

Schuld sind die neuen Tetrapoden!

Es klingt paradox: Zum Schutz der Hörnumer Ortslage hatte man 2014 einen Wall aus Betonkolossen (Tetrapoden) in die Brandungszone des Strandes gesetzt. Doch genau dieses Bollwerk bewirkt, dass der unbewohnte Inselteil südlich der Tetrapoden, nun noch stärker von der veränderten Strömung fortgerissen wird. 

Anders gesagt: 

Damit der gefräßige Meeresgott die Häuser von Hörnum verschont, hat man ihm das südlichste und bezauberndste Stück Insellandschaft nun zum Opfer dargereicht.

Das Ostufer der Odde ist meistens ruhig. Im Hintergrund schwebt Amrum wie eine Fata Morgana über dem Wasser.
Das Ostufer der Odde ist meistens ruhig. Im Hintergrund schwebt Amrum wie eine Fata Morgana über dem Wasser.

Der Showdown hat begonnen

Zwar verliert Hörnums Südspitze bereits seit den 70er Jahren mehr Land als es gewinnt - doch niemals in so rasender Geschwindigkeit. Der Showdown um die Odde hat begonnen - unausweichlich und ohne Happy End. Man möchte ihr trotzdem zurufen und sie anfeuern: "Trutz Blanke Hans!!!".

Doch vermutlich wird sie in den nächsten Sturmwintern untergehen - Stück für Stück, Halm für Halm, Wurzel für Wurzel.

Die Spaziergänge um ihre wilden Dünen werden endgültig zur Legende. Es bleiben historische Fotos, wie die folgenden:

Weite Sandflächen mit Primärdünen (Dünen in der Entstehungsphase) beherrschten die Odde noch 2007.
Weite Sandflächen mit Primärdünen (Dünen in der Entstehungsphase) beherrschten die Odde noch 2007.
Januar 2015 an der Spitze der Odde: Eine seit Jahren zunehmende Strömung zwischen Sylt und Amrum beschleunigt den Landverlust. Die zerfurchte Uferlinie zeugt davon.
Januar 2015 an der Spitze der Odde: Eine seit Jahren zunehmende Strömung zwischen Sylt und Amrum beschleunigt den Landverlust. Die zerfurchte Uferlinie zeugt davon.
2007: Rechts steht noch das Unterfeuer. Nachdem das alte Unterfeuer 1979 auf den Strand gestürzt war, hatte man weit ab vom Strand in der Mitte der Odde ein neues errichtet. Ende 2013 wurde dieses abgebaut, weil es auf den Strand zu stürzen drohte.
2007: Rechts steht noch das Unterfeuer. Nachdem das alte Unterfeuer 1979 auf den Strand gestürzt war, hatte man weit ab vom Strand in der Mitte der Odde ein neues errichtet. Ende 2013 wurde dieses abgebaut, weil es auf den Strand zu stürzen drohte.
Januar 2015: Bei Sturm aus Südwest fegt der Wind über den Weststrand. Eine Umrundung der Odde ist nicht möglich, weil die Wellen den Strand an der Spitze der Odde komplett überspülen.
Januar 2015: Bei Sturm aus Südwest fegt der Wind über den Weststrand. Eine Umrundung der Odde ist nicht möglich, weil die Wellen den Strand an der Spitze der Odde komplett überspülen.
August 2010: Winterstürme hatten einen Nazibunker freigelegt und auf den Strand stürzen lassen. Im Sommer 2010 war er für Touristen abgesperrt. Bereits im folgenden Winter verschwand der Bunker samt Düne im Meer.
August 2010: Winterstürme hatten einen Nazibunker freigelegt und auf den Strand stürzen lassen. Im Sommer 2010 war er für Touristen abgesperrt. Bereits im folgenden Winter verschwand der Bunker samt Düne im Meer.
Januar 2015: Reste alter Bunker tauchen einen Winter lang aus den Dünen auf und versinken im nächsten Winter in den Fluten.
Januar 2015: Reste alter Bunker tauchen einen Winter lang aus den Dünen auf und versinken im nächsten Winter in den Fluten.
Der Spülsaum der Odde zeigt sich häufig mit Müll aus dem Meer übersäht. Ein Zeichen wie stark hier die Strömungen wirken. Im Hintergrund ragt das alte Tetrapodensperrwerk von 1968 wie eine Buhne in die See. In 2014 wurde es durch neue Tetrapoden ersetzt.
Der Spülsaum der Odde zeigt sich häufig mit Müll aus dem Meer übersäht. Ein Zeichen wie stark hier die Strömungen wirken. Im Hintergrund ragt das alte Tetrapodensperrwerk von 1968 wie eine Buhne in die See. In 2014 wurde es durch neue Tetrapoden ersetzt.
Der neue Schutzwall aus Tetrapoden läuft nicht wie eine Buhne ins Meer, sondern geht parallel zur Wasserlinie und sichert die hinter ihm liegenden Dünen gegen die donnernde Brandung.
Der neue Schutzwall aus Tetrapoden läuft nicht wie eine Buhne ins Meer, sondern geht parallel zur Wasserlinie und sichert die hinter ihm liegenden Dünen gegen die donnernde Brandung.
Die Dünen hinter dem Wall aus Tetrapoden ragen nicht sehr hoch, doch sind sie nun zusammen mit den Häusern der "Kersig-Siedlung" vor der Brandung geschützt. Diese Ferienhäuser aus den 60ern in Top-Lage will man auf jeden Fall halten.
Die Dünen hinter dem Wall aus Tetrapoden ragen nicht sehr hoch, doch sind sie nun zusammen mit den Häusern der "Kersig-Siedlung" vor der Brandung geschützt. Diese Ferienhäuser aus den 60ern in Top-Lage will man auf jeden Fall halten.
Jedoch: Mit dem Errichten der Tetrapoden hat man die südlich von ihnen gelegene Odde aufgegeben. Sie wurde der Naturgewalt schutzlos ausgeliefert.
Jedoch: Mit dem Errichten der Tetrapoden hat man die südlich von ihnen gelegene Odde aufgegeben. Sie wurde der Naturgewalt schutzlos ausgeliefert.
Bereits nach einigen Wochen sind die Tetrapoden in den Sand eingesunken und wirken wie verwachsen mit dem Strand.
Bereits nach einigen Wochen sind die Tetrapoden in den Sand eingesunken und wirken wie verwachsen mit dem Strand.
Nach einer stürmischen Wanderung um die Odde schmeckt ein Kaffee mit Rum im Strandrestaurant Kap Horn.
Nach einer stürmischen Wanderung um die Odde schmeckt ein Kaffee mit Rum im Strandrestaurant Kap Horn.