Plötzlich waren wir auf Mykonos, dem teuersten, überfülltesten und windigsten (auch die Kellner sind hier die windigsten) Ort des Landes. Mykonos ist für den Kykladen-Besucher so unvermeidbar wie Kap Horn für den Weltumsegler - man kommt nur schwer drumherum.
Und man kann in dieser Stadt Schiffbruch erleiden, stranden, ihr auf dem Leim gehen. Myk-Town ist nämlich kein einfaches Touri-Städtchen, sondern ein perfide ersonnenes Labyrinth, um hungrige Neuankömmlinge möglichst lange gefangen zu halten und bis auf den letzten Cent auszuquetschen. Naiv wie Hensel und Gretel traten wir ein, und bemerkten viel zu spät, dass wir schon Stunden orientierungslos umherirrten in diesem pittoresken Bonbon aus Formen und Kontrasten. Wir stritten, hungerten, berappten 80 Euro an den Kellner und irrten weiter bis das Gassengewirr uns zufällig wieder ausspuckte. Herrn Odysseus muss es damals ähnlich ergangen sein - Ihr seid gewarnt!
Doch auch wenn ich Mykonos-Stadt hier so deftig abkanzele, man innerhalb von Touristen überrannt und außerhalb von Motorrädern überrollt wird - diesen Ort musst du riskieren! Er ist ein architektonisches Gesamtkunswerk erster Güte und schockte uns mit seiner ultracleanen, überhübschten, kulissenhaften Szenerie eines griechischen Vorzeigestädtchens, die bei dieser extremen Lichtintensität ins Surreale fiel. Einen blaueren Himmel, rotere Bougeaunvilleas und weißere Würfelhäuser habe ich bisher nirgendwo gesehen.
Aber eigentlich solltet ihr Mykonos längst verlassen haben, bevor ihr euch in dem Gassengewirr zurechtfindet. Am besten ihr flieht von diesem Ort gleich am 2. Tag, bevor ihr euch fragt, warum der Euro hier so wenig wert ist, warum hier jeden Tag Heerscharen von Kreuzfahren die Gassen in einen Ameisenhügel verwandeln (als ob es nur diese eine Insel im ganzen Mittelmeer gäbe!) und ob der zahme Pelikan nicht bloß ein Werbegag ist.
Und vielleicht fragt Ihr euch auch, warum dieses karge Eiland von Luxushäusern überzogen ist wie Moby Dick von Narben und woher die bloß das ganze Wasser nehmen.
Zumindest fragten wir uns das, dabei liegt die Antwort ganz nahe:
1. Der windige Kellner mit den €uro-Zeichen auf der Pupille
2. Der Wind selber! Draußen auf dem schaukelnden Außendeck der Fähre wurde mir bewusst, dass der stete Nordwind - der Meltemi - schuld sei an so Einigem:
Na gottseidank ist Naxos dicht und vor uns wieder "Land in Sicht!".
Natürlich bleiben nach unserer Stippvisite auf Mykonos viele Fragen ungeklärt, z.B.:
Vielleicht habt Ihr da mehr erfahren und konntet das ein oder andere Mykonos-Mysterium für uns lösen? Dann schreibt uns, wir sind neugierig.
Von Mykonos geht es jetzt nach -----------P---A----R---O---S------------>