Vom ersten ersten Moment an, als wir Paros betraten, fühlten wir uns wohl. Nur ein kurzer Blick auf die kleine Insel-Haupstadt Parikia genügte und uns war sonnenklar: Im Vergleich zu Mykonos ist diese Insel total entspannt. Hier leben nur ehrliche und freundliche Menschen, leihen wir uns doch erstmal ein kleines Auto und düsen los, gesagt, getan und ab dafür!
Wie freundlich die Leute hier tatsächlich sind, bewies gleich schon der Autovermieter. Ohne zu murren nahm er die Karre zurück, die er uns nur eine halbe Stunde zuvor gegeben hatte und empfahl uns einen anderen Verleiher. Einen mit Autos aus diesem Jahrhundert, bei denen die Kupplung funktioniert und wo man nicht plötzlich den losen Schaltknauf in der Hand hält, weil der erst kurz vorher notdürftig angeklebt wurde.... DIESE SCHWEINEBACKE von Vermieter hatte uns einen Schrotthaufen sondergleichen angedreht... nicht zu fassen! Den hätte er dem größten Idioten nicht teurer verkaufen können als er ihn an uns vermietet hatte!!!
Augen auf! Freundlichkeit und Schlitzohrigkeit schließen sich bei Autovermietern nicht aus - im Gegenteil. Lasst Euch bitte keines diese Ur-Vehikel andrehen! Und wenn doch, dann tauscht es ohne zu zögern um oder lasst euch das Geld zurückgeben, aber bleibt entspannt dabei!
Das hier auf dem Bild ist jetzt nicht unser Auto, aber so ähnlich hat es ausgesehen.
Es gab selten einen Moment, wo wir unseren Reiseführer hätten derart abknutschen können (Ich meine jetzt nicht das Fräulein mit dem orangenen Schirm das Touristen rumführt).
Nein, ich küsse den aus Papier auf dessen Seiten sinngemäß stand: "Am allerschönsten ist es in der alten Inselhauptstadt Lefkes. Inmitten der sanften Berglandschaft des Inselinneren findet ihr die Idylle des wahren Griechenlands ohne Hektik und Verschandelung. Und ihr wohnt am besten im Lefkes Village!****"
Wir lasen, kamen und feilschten erfolgreich um eines dieser niedlichen Würfelhäuser im Lefkes Village - darauf einen Uzo -Prost und einen gemütlichen Stadtrundgang.
Diese Würfelhäuser sind ja von innen genauso wie von außen. Man wohnt in einem weißen würfelförmigen Hohlraum, dessen Form im hinteren Teil mit einer weißen Zwischendecke in oben und unten geteilt ist. Oben schläft man auf einer Matratze, die auf einem weißen quadratischem Stück Mauersockel liegt, womit der Standort des Bettes schon beim Hausbau festgelegt ist. Überhaupt bestehen - soweit es geht - alle Möbel aus weiß verputzen Mauerwerk, das wiederum Teil der Wände oder Fußböden ist z.b. Bänke, Regale, Tischchen.
Naoussa ist entzückend. Alles hängt hier ab: die Tintenfische über der Reeling, die Katze schnarchend unterm Stuhl, der Schlüpfer an der Leine.
Das alles hat seinen Charme und schnell flezt du dich mit einem Drink in einen freien Stuhl. Von diesem bildhübschen Fischerdorf geht an einem ruhigen Nachmittag eine unglaublich entspannende, fast hypnotischen Atmosphäre aus, die uns regelrecht einlullte, sich wie Balsam über unsere geschundene Großstadtseelen legte und uns hier einen Nachmittag lang traumwandeln ließ.
Sehr auffällig sind die vielen Ärmchen mit den Saugnäpfen. Selten hat ein Tier das Stadtbild eines Ortes dermaßen geprägt wie der Tintenfisch die Hafenorte der Ägais. Aber die hängen hier nicht nur zur Dekoration sondern zum Trocknen. Und bestellt man abends lecker Oktopus, kann es passieren, dass der Kellner dich bittet kurz zur Seite zu rücken, damit er das Tierchen von der Leine zupfen kann, die sich über deinen Kopf spannt.
Aber Tintenfisch hin oder her, diese wunderbare Siesta Stimmung, wie es sie nur in südländischen Kaffs geben kann finde ich zwar schön, aber auch ungewöhnlich für einen beliebten Touristenort mit Fischereihafen.
Warum ist hier nicht mehr los? Wo zum Geier stecken Mensch und Fisch?
Tja.. deren Abwesenheit hat genau 2 Gründe:
Und weil Dynamitfischen mittlerweile ziemlich 'out' ist, sahen wir nur einen einzigen Fisch, der gerade von einem Mann mit der Säge in leckere Steaks zerteilt wurde. Aber zum Glück gibt es auch in Griechenland Supermärkte wo genug Fisch auf Eis liegt, z.b. Lachs.
Früher als es noch nicht so viele Tiefkühltruhen gab, mussten die armen Griechen mit gesalzenem Stockfisch aus der Nordsee versorgt werden.
Ansonsten ist Naoussa das touristische Zentrum der Insel und abends in der Hauptsaison herrscht hier Highlife. "Zum Feiern und wegen der Frauen fahre ich nach Nauossa" lautet die einhellige Antwort der Barbelegschaft im verschlafenen Lefkes Village. Und der lustige Barmann erzählt weiter, während er uns mit je 3 Gläsern Raki auf Kosten des Hauses betrunken machte. "...Hat dann in Naoussa ein Mädel angebissen, fährst du mit ihr mitten in der Nacht zurück nach Lefkes und weiter auf den 755m hohen Aussichtsberg - voll romantisch da oben. Und wenn ich zu betrunken für Naoussa und die Mädchen bin, dann fahre ich direkt auf auf den Berg rauf und nehme noch mehr Raki mit." Na dann Yammas und Prost!
Nun soll die älteste Kirche ganz Griechenlands hier auf Paros in Parikia stehen und dazu noch ein altes venezianisches Kastro. Überzeugt davon, dass auch an vielen anderen Orten die älteste Kirche des Landes steht und das Kastro nur ein blöder Steinhaufen ist, fuhren wir schnell mal nach Parikia - Kirche gucken, Stadt entdecken, Kaffe trinken. Das ist überhaupt der Vorteil an Paros: überall kannst du schnell mit dem Auto hindüsen. Innerhalb von 3 Tagen gondelt man ohne Hektik über freie Landstraßen zu den 3 Städten - Parikia-Naoussa-Lefkes und hat noch genug Zeit jeden Tag ein paar Stunden an einem anderen Strand zu relaxen. Auch den höchsten Berg der Insel - den 755 Meter hohen Agios Pántes konnten wir mit dem Auto bezwingen und das hat jetzt nichts mit Faulheit zu tun sondern mit Mut, denn die Straße ist steil und ungesichert. Hier im Dunkeln und mit Raki im Kopp hoch zu steuern wäre total wahnsinnig!
Die alte Kirche ist übrigens absolut großartig, das venezianische Kastro ein blöder Steinhaufen.
Eigentlich hätten wir noch locker eine Woche Paros dranhängen können, denn diese Insel ist viel schöner als man zunächst denken mag. Paros ist so allumfassend durchschnittlich, dass es schon wieder attraktiv und einzigartig ist. Es liegt nicht nur geografisch genau in der Mitte der Kykladen, im Vergleich zu den anderen Inseln diese Archipels ist es mittelgroß, mit mittelhohen Bergen, hat mittelschöne Strände und zieht dadurch auch mittelviele Touristen. Naxos, Santorin und Mykonos protzen mit ihren Superlativen, aber alle seine Mittelmäßigkeiten zusammengenommen ist Paros einfach unschlagbar.
Leider wussten wir das zu jenem Zeitpunkt
noch nicht und so zog es uns nach 3 wunderschönen Tagen
weiter auf die dominante Nachbarinsel --------N----A---X---O--S-->