Santorin

Unser Schiff steuert nach Süden. Naxos wird immer kleiner und Santorin immer größer - obwohl es noch gar nicht zu sehen ist - sein Ruf eilt ihm voraus.

"Das da vorne!? ...Nee das ist bloß Ios oder Folegandros. Santorin ist viel besser."

Die Sonne scheint und das Meer ist blau.

Plötzlich stehen alle an der Steuerbordseite, recken die Hälse und feuern mit ihren Kameras wie bescheuert. Wir springen von unseren Sonnenliegen und sehen direkt vor uns eine lange, rote Wand aus dem Meer ragen. Der Felsen ist so hoch, dass der obere Rand mit Schnee bedeckt ist. Auf dem 2. Blick sind es natürlich blendend weiße Häuser, die da wie Schwalbennester angeklebt sind.

Der Abgrund

Santorin hat etwas Unheimliches .

Ähnlich wie beim Betreten vom Dach eines alten Hauses genießt man die Aussicht, aber der Boden unter den Füßen scheint nicht sicher zu sein - zumindest nicht auf Dauer.

Da ist zu einen dieser ständig lauernde Abgrund. Man sieht ihn nicht immer, aber man merkt, dass man sich ihm nähert, wenn die Preise bitterlich anziehen. Die Hotels und Restaurants am Kraterrand erfordern dann eine dicke Brieftasche und Schwindelfreiheit. Die Aussicht ist grandios, noch ein Schritt und du fällst 200 bis 300 Meter tief in das schwarze Wasser zwischen die dampfenden Vulkaninseln und die schwimmenden Hochhäusern.

Tauchts du ins Wasser blickst du über 30 Meter weit. Vorsicht Feuerquallen, unter Wasser lauern überall diese kleinen roten Gallert-Teufel! Und am Ufer wartet die Verkäuferin vom Minimarkt und nimmt 500% Preisaufschlag für Anti-Bite - einem Mittel gegen Verbrennungen durch Feuerquallen.

Und während sich Suse Anti-Bite kaufen muss, schorchle ich weiter am Grund entlang, der hier im Winkel von gut 45 Grad abfällt, nach 20 Meter bin ich schon über 10 Meter tief, nochmal 10 Meter und ich blicke in ein schwarzes Nichts. Es geht hier immer tiefer und tiefer.

 

In Oia

Der Hauptort der Insel liegt am höchsten und dort ist auch am meisten los, aber Oia an der roten Nordspitze der Insel ist am schönsten und irgendwie ausgesuchter - und ausgebuchter.

Was soll ich zu Oia bloß sagen? Dieser Ort muss so weltberühmt sein...

Nun, ich kannte ihn vorher allerdings nicht ... vielleicht halte ich mich lieber knallhart an die Fakten und liste sie auf.

1. Der Caldera-Blick

 

Von keinem Ort der Inselgruppe erkennt man besser, dass Santorin ein stattlicher Vulkan war, der nach dem wohl gigantischsten Ausbruch der Menschheitsgeschichte in sich zusammenfiel und nun einen der größten und schönsten Krater (Caldera) bildet, die es weltweit gibt. Von Oia aus hat man den ultimativen "Caldera-Blick"

2. "Vorsicht Flitterwochen"

 

Besuche niemals als Single diesen Ort!

Die Gefahr sich von der Klippe zu stürzen, weil alle anderen hier verliebt, verlobt und verheiratet sind, ist nirgendwo größer! Außerdem ist hier halb Japan in den Flitterwochen. Sollte man doch mal ohne Schatzimaus hier vorbeikommen, ist es das beste sich auf die Hunde und Katzen zu konzentrieren - schnell hat man dann neue Freunde.

3. Der Sonnenuntergangstourismus

 

Oia ist hier der einzige Ort wo es ein Sonnenuntergang gibt.

Denn wie lässt es sich sonst erklären, dass sich jeden Abend sämtliche Besucher der Insel auf den Terassen dieses kleinen Ortes zusammendrängen, und das Abtauchen der Sonne zelebrieren.

4. Die Taverne Kasteli

 

In Oia gibt es nur noch ein einziges Restaurant mit Calderablick, wo man hingehen mag. Bei guter Musik (Der Papa -siehe Bild- hat die größte und erlesenste Musiksammlung der Insel) bekommst du klasse Grillgerichte und freust dich deines Lebens. Abgesehen vom Kasteli schließen sich gute Restaurants und Calderablick kategorisch aus.

5. Abgrundstückspreise nach dem Erdbeben

 

Als 1956 das große Erdbeben hier alle Häuser zerstörte und nur 800 Überlebende im Ort blieben, hätte man zuschlagen sollen. Man hätte damals seinen VW Käfer gegen ein felsiges Stück Abhang eintauschen, dort eine Höhle hineingraben und ein erdbebensicheres Tonnengewölbe-Dach und Terasse draufsetzen sollen. Man könnte heute zu Münchner Innenstadtpreisen vermieten und für morgen ausgesorgt haben.  

6. Die billige Seite

 

Zum Teufel mit dem Calderablick und den Suiten, wo du für 100€ die Nacht schneeblind wirst und 200 Meter in die Tiefe fällst, wenn du zur falschen Poolseite aussteigst.

Auf der anderern Seite der Straße wohnen wir im pinkfarbenen "The Flower" mit Balkon und blicken auf die flach abfallende Seite mit Weinfeldern im Vordergrund. Das Meer ist freundlich blau und in gebührendem Abstand vor uns, anstatt schwarzlauernd und tief unter uns. Wir spielen Inselraten, denn jeden Abend tauchen in der Ferne 3 bis 4 Inseln auf "Sikinos und Ios - klar ... Amorgos!?... nee... doch... oder... Naxos? Und das da kann nur Anafi sein!...Ana..was? ... guten Wein gibt es hier. Morgen fahren wir hinüber auf diese Vulkaninsel mitten im Kratersee."

 


Nea Kameni

Man sagt dass diese Riesenschutthalde vor etwa 200 Jahren mit einem Erdbeben aufgetaucht sei und der Inselälteste erinnert sich noch, wie sie 1925 feuerspeiend mit ihrer Nachbarinsel verschmolz. Auch heute noch pafft Nea Kameni schwefelig vor sich hin, lässt sich aber größtenteils betreten und in ihre Krater blicken. Für die Stellen, wo die Erdkruste zu dünn für schwere Touristenkörper ist, reicht eine Absperrung. Bußgelder für ein Übertreten würden sich in diesem tragischen Falle wohl erübrigen.

Die Ausblicke hinüber nach Thira, dem großen Stück Calderarand mit dem weißen Band aus Häusern mit 3 Ozeanriesen davor sind fantastisch. Selbst eine Schwefelallergie hätte mich nicht daran hindern können diesen hunderte Meter hohen Geröllberg zu erklimmen um diese Aussicht zu haben.


Den Rest von Santorin haben wir bereits vergessen.

Irgendwo waren wir noch außerhalb von Oia, da gibt es schon noch ein paar hübsche Sachen, aber dann mussten wir eines Nachmittags raus aus dem Swimmingpool, die Handtücher in die gepackten Rucksäcke stopfen und ab zum Flughafen.

Ich dachte noch wie artifiziell dieser ganze Ort eigentlich sei. Es gibt in Oia nur urlaubende Liebespärchen, Künstler und die beiden Männer mit ihrer Eselskarawane. Die schönen Häuser sehen älter aus als sie sind -  absichtlich, denn die sind ja alle neu gebaut nach dem Erdbeben, haben die gut gemacht.

Hier noch ein paar weitere Bilder. 

Nicht vergessen werden wir wohl die Sonnenuntergänge und wie ich mich noch geärgert habe, dass die Luft so diesig ist und dadurch der Sonnenuntergang und die Fotos nicht so toll werden - wie idiotisch ;-)


nach Hause

 

oder zur nächsten ??? Reise ???

 

                                       oder zurück nach Mykonos ---->