Wie paradox. Ausgerechnet der Ort, der vor lauter Lebensvielfalt nur so überquillt, erweist sich für uns als der lebensfeindlichsten überhaupt. Der tropische Regenwald des Amboro Nationalparks. Ein Hotspot der Biodiversität, an dem Arten des tropischen Tieflands, der Anden und des Chaco (Trockensavanne) aufeinandertreffen.
In seinen umrankten Unterhölzer und schlammigen Gewässern streunen und wuseln nahezu alle Tierarten Südamerikas, um von uns entdeckt zu werden.
Einen Tag vor Expeditionsaufbruch soll der Guide auf einem vertrauensbildenden Spaziergang am Ortsrand unsere Bedenken zerstreuen. "Welche Bedenken wir beiden Deutschen denn haben", fragt uns der Guide. Die Urangst des weißen Mannes vor der "Grünen Hölle" scheint ihn milde zu belustigen. Uns plötzlich auch. Wir beschließen die Vier-Tages-Tour. Schließlich macht der Guide mit der für Tiefland-Indianer typischen ebenmäßig-karamellfarbenen Haut einen erfahrenen, zuverlässigen Eindruck. Bis er auf das Kind an seiner Seite zeigt und sagt, dass nicht er, sondern sein jüngster Sohn uns in die Wildnis führen wird.
Während beim Blick auf den geschätzt 12-jährigen Steppke meine Bedenken wie Urwaldriesen in den Himmel wuchern, schickt uns der Große Gott der Grünen Hölle ein Zeichen der Warnung. In Form eines Mosquito-Schwarms, der unsere Hälse innerhalb weniger Minuten in juckende Streuselkuchen verwandelt. Das reicht. Wir ziehen die Konsequenz und sagen dem verdutztem Guide, dass wir keine Dschungeltour buchen.