Mit Freunden in Roscoff und beim Muscheln sammeln

Mit Ouessant endet mein Solo-Trip - aber nicht mein Bretagne Aufenthalt.

Den setze ich zusammen mit zwei bretonischen Freunden noch zwei Tage fort, wobei ich "Steuer und Gaspedal" an Tini & Antoine abgebe. Ab jetzt tranquille. Einfach nur miterleben, was sie als Bewohner dieser maritimen Region an einem Sonntagnachmittag so unternehmen.

Nun - zuerst schaut Antoine nach dem Gezeitenkoeffizienten und freut sich über fette 108 Punkte auf der Gezeitenskala - uhh lala, super cool! Das bedeutet eine sehr stark ausgeprägte Tide. Bei Ebbe fällt also viel Land trocken. Beste Bedingungen fürs "peche a pied"  - dem Fußfischen.

Muscheln sammeln am Meeresgrund vor Keremma

In einen von Salzluft zerfressenen, schrottigen Drittwagen (der gute Mercedes bleibt lieber weg vom Meer) werden Eimer, Harke und Kescher geladen. Und ab gehts an den Strand, das Abendessen zu fangen.

Im Watt vor Keremma - einem nordsee-ähnlichem Strand mit Dünen - durchpflügen Gruppen von Menschen den begehbaren Meeresboden nach etwas Essbarem.

Mit der bloßen Hand gräbt Christine eine Herzmuschel nach der anderen aus dem sandig-schlickigen Grund.

Die enorme Fruchtbarkeit an einer wenigen Quadratmeter großen Stelle erstaunt uns alle. Innerhalb einer halben Stunde haben wir den Eimer zu 2/3 mit Muscheln gefüllt - genug für drei Personen (jeweils zwei große Teller voll :-).

Sachkundig füllt der Fußfischer noch etwas Meerwasser in den Eimer, damit die leckeren Eiweißlieferanten auch bis zum Kochtopf schön frisch und lebendig bleiben. 

Mit Begeisterung fische ich mit dem Kescher an den bewachsenen Steinen. Bevorzugte Beute sind die noch fast durchsichtigen Baby-Garnelen. In einem Korb mit feuchtem Seetang bleiben auch sie noch lebendig - bis zum Abendessen.

Keremma, Muschel suchen, peche de pied

Algenstadt Roscoff

Roscoff ist eine tolle Algen- und Krustentier-Stadt.

An der unendlich zerklüfteten Felsenküste des nordwestlichen Finistere tummelt sich allerlei leckeres Schalengetier. Darunter so beliebte Arten wie Languste, Taschenkrebs, Seespinne und Hummer.

Bei grauem Himmel leuchten uns in Roscoff hunderte bunte Hummerkäfige in warmen Farben den Weg hinaus auf den Kai.

Keiner Stadt steht grauer Himmel so gut wie Roscoff. Und nirgendwo liegen die Boote der Küstenfischer schöner auf dem Meeresboden.

Roscoff bei Ebbe, Fischerei hafen
Bei einem Gezeitenkoeffizienten von 111 Punkten fallen vor Roscoff bei Ebbe enorme Flächen trocken.

Ile de Batz

Zehn Fährminuten vor Roscoff treibt das malerische Batz im Golfstrom. Einige der exotischen Pflanzen, für die wir soeben noch im Tropischen Garten von Roscoff Eintritt zahlten, wachsen hier einfach so am Wegesrand. Unterhalb der Flutlinie wuchert es ebenfalls. Grünen Algen und brauner Tang breiten sich zu leuchtenden Teppichen, auf denen bei Ebbe die Boote schlafen.

Der braune Tang wird hier im großen Stil geerntet. Folglich tuckern in der Fahrrinne zwischen Batz und Roscoff schwer beladenen Algenernteboote entlang. Bagger verladen die glitschige Fracht in LKW's. Ob diese zur Düngerproduktion oder ins Algeninstitut von Roscoff zur Herstellung von Kosmetik und Gewürzen gebracht werden, ist mir unklar. Jedenfalls schmeckt die Fischsuppe von "Algoplus" in Roscoff wunderbar algig - ähnlich einer japanischen Miso-Suppe, nur viel besser. Am nächsten Tag ins Algenmuseum ... aber dazu kommt es nicht, weil mein Flieger nach Hamburg geht.  

Ile de Batz, Algenernte

Die anderen Bretagnen

Ein bretonisches Sprichwort sagt: Es gibt nicht die eine Bretagne, sondern viele Bretagnen.

Die Nord- und Westküsten-Bretagne der septemberlichen Nachsaison sind also nur zwei Bretagnen von vielen. Andere Bretagnen - auch abseits des Maritimen - fand ich bei einer Reise im Juli 2014.

Zur Fotogalerie Bretagne 2014.